26. Juni 2011

Durham Open 2011

Durham ist eine kleine Stadt im Nordosten Englands, etwas südlich von Newcastle. Sie ist bekannt für ihre über 900 Jahre alte normannische Kathedrale und das ähnlich alte Schloß, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Die lokale Universität ist nach Oxford und Cambridge eine der renommiertesten im Vereinigten Königreich und besitzt natürlich auch einen Debattierclub, der am 18. Juni das Durham Open 2011 ausgerichtet hat, an dem Nils Haneklaus und Andreas Lazar als einziges ESL-Team teilgenommen haben.

Andreas Lazar (links) und Nils Haneklaus vor der Kathedrale von Durham
Selbst vergleichsweise verwöhnte Kontinentaldebattierer wie wir VDCH-unterstützten und ZEIT-finanzierten Deutschen kommen uns in England oft wie arme Einwanderer aus einem Entwicklungsland vor, angesichts der Strukturen und Möglichkeiten selbst eines Debattierclubs in einer Stadt mit nur 90.000 Einwohnern. Die Durham Union Society ist fast 170 Jahre alt, besitzt ein Gebäude direkt neben der Kathedrale und hat kürzlich unter anderem Nick Clegg (den stellvertretenden Premierminister), Boris Johnson (den Bürgermeister von London) und Patrick Stewart (den berühmten Schauspieler) als Gastredner zu Besuch gehabt. Auch beim Turnier waren viele illustre Namen unter den Rednern und Juroren vertreten: Sam Block (Europameister 2007), Doug Cochran (Chefjuror der Berlin Worlds 2013), Ruth Faller (Chefjurorin der Galway Euros 2011), Ben Woolgar (Worlds-Finalist 2011) u.v.m. Von dieser breiten und tiefen Verwurzelung in der nationalen Gesamt- und der internationalen Debattiergesellschaft können wir noch nur träumen, aber unter anderem, um uns so viel wie möglich abzuschauen, machten wir uns auf den Weg in Richtung schottischer Grenze.

Die Themen, die von den Chefjuroren Ben Jasper und Paddy Rooney gesetzt wurden, waren alle offen und bestanden aus Zitaten aus der 90er-Jahre-Ökozeichentrickserie „Captain Planet“, wie etwa „This house believes there are things more dangerous than missiles; there is greed, selfishness, indifference, prejudice“ oder „This house believes you shouldn‘t ask me what's going on. I had amnesia ...remember?“ Entsprechend setzten die Eröffnenden Regierungen nach Gutdünken das eigentliche Thema für ihren Raum, und die anderen Fraktionen mußten sich kurzfristig danach richten. So debattierten wir folgende fünf Streitfragen: „This house would ban perp walks“, „This house believes in tiger parenting“, „This house would disclose all previous convictions of defendants“, „This house would take the blue pill“ und „This house would replace the British electoral system with a X-Factor competition“. Wir konnten durch die oft hitzigen und lustigen Debatten auf hohem Niveau, u.a. gegen Sam und Doug, und durch das gute Feedback, z.B. von den beiden Bens, wieder viel dazulernen, auch wenn der rednerische Erfolg leider ausblieb. Dennoch hatten wir auf dem Turnier und auf der mit eimerweise Yakka angereicherten Party danach viel Spaß und werden gerne zum Durham IV im November wiederkommen. Vielen Dank an die Chefjuroren und an die Organisatoren Simon Tunnicliffe und George Trigatzis!