Die Anreise nach Bremen ging glatt über die Bühne, so dass wir ca. zwei Stunden vor Check-In ankamen. Der Campus der Jacobs University Bremen (JUB) ist zwar klein, aber sehr grün und gepflegt. Er befindet sich in einem idyllischen Einfamilienhausviertel Bremens, so dass man auch abends die Ruhe genießen konnte. Auf dem Gelände befindet sich unter anderem eine "ausgemusterte" Kapelle, die als interreligiöses Gebetshaus fungiert – kein Wunder, denn es handelt sich um eine internationale Privatuniversität, auf der genau 102 Länder und damit auch viele Religionen vertreten sind.
Was mir sehr gut an der Uni gefallen hat, war die Kultur. Sie ist durchdrungen von Internationalität und Toleranz, so dass man sich sofort willkommen fühlte. Ich selbst übernachtete bei einem Studenten aus Indien, der mir sogar sein eigenes Bett anbot, während er auf der Couch schlief. Des weiteren sind die Türen zum Flur eines jeden Zimmerpaars bedeckt mit Fotos, Texten und sogar Gemälden der talentierten Studenten, sodass jeder Bewohner seinen persönlichen Touch hinterläßt. Ich habe später von einer kenianischen Studentin erfahren, dass es am Anfang jedes Studienjahres einen großen "Dekorationstag" gibt, an dem alle Studenten ihr Wohnheim schmücken. Dass diese Art von Individualität von der Uni gefördert wird, zeugt von einem Maß an Respekt für den Menschen, der an einer Massenuniversität einfach nicht gegeben ist (an der JUB studieren etwa 2000 junge Menschen). Es war auch denkbar einfach, neue Freundschaften zu knüpfen, und sehr erfrischend, sich mit Leuten auszutauschen, die kein 08/15-Leben anstreben.
Die Teilnehmer des Jacobs Open 2011 genießen die Sonne und warten auf die nächste Runde |
Wir genossen das für Bremen ungewöhnlich schöne Wetter, indem wir uns während der Pausen in der Sonne aalten. Auf dem Campus befindet sich ein kleiner See, der vom Absolventenjahrgang 2006 designt wurde, an dem sich die Debattierer nach intensiven Reden ausruhten. Das Essen in der Mensa war ebenso überraschend schmackhaft, insbesondere der Brunch am Sonntagmorgen, bei dem wir uns mit frisch gebratenem Fisch, Rührei und selbstgemachten heißen Sandwiches delektierten. Am Samstagabend fand die "Havanna Black Tie Night" statt, für die sich jedoch lediglich etwa fünf Debattierer schick gemacht hatten, darunter unser eigener Andreas mit Krawatte und schwarzem Anzug unter einer Schar von T-Shirt-Trägern. Nichtsdestotrotz war es ein angenehmer Abend, an dem wir uns trotz eher mittelmäßigem Musikangebots die Füße wundtanzten. Der gute Abend schlug sich auch in der geringen Anwesenheit im Halbfinale am folgenden Morgen nieder. Das Finale fand um 13 Uhr statt und wurde somit zahlreicher besucht.
Der schöne Frühling lenkte etwas von den Debatten ab |
Es war eine lehrreiche Erfahrung, sowohl für meine Partnerin Anne-Sophie, die zum ersten Mal auf englisch debattierte, als auch für mich selbst, denn ich konnte durch das kompetente Feedback der Juroren meinen Redestil konsekutiv verbessern. Im BP-Format gilt es vor allem, eine möglichst relevante und tiefgreifende Analyse zu präsentieren. Dafür ist ein breites Allgemeinwissen von Vorteil, sowie die Fähigkeit, die Prinzipien einer Debatte zu erfassen und sie entsprechend der Rolle des eigenen Teams sowie der Rolle im Team überzeugend zu präsentieren.
Ein Lob an dieser Stelle an das Orga-Team um Natasha Ovchar, Elena Isac und Frank Richter, das eine klasse Atmosphäre schuf und sich vor keiner Mühe scheute, um allen Beteiligten eine angenehme Zeit zu bieten. Bis zum nächsten Mal!
Text: Tom Hebel