In London |
Das war zwar nur ein frommer Wunsch, doch das Debattieradrenalin eines Turniers mit fast 120 Teams, kurzen Reden von fünf Minuten und herausfordernden Motions wie "This house regrets, with hindsight, awarding the Nobel Peace Prize to Liu Xiaobo" ließ erst gar keine Müdigkeit aufkommen, und so konnten Andreas und die talentierte Nina, die zur Überraschung vieler ihr erstes internationales Turnier bestritt, am Ende des Tages sieben Punkte auf ihrem Teamkonto verbuchen.
Damit reichte am nächsten Morgen in einer Debatte gegen ein Team aus Cambridge und zwei gute Redner aus Leeds zum Thema "This house believes that only women should vote on abortion" der dritte Platz, um ins Halbfinale gegen zwei Berliner Teams (Dessislava Kirova und Florian Umscheid sowie Georg Sommerfeld und Johannes Häger) sowie den derzeit zum Auslandsstudium in Manchester weilenden Berliner Niels Schröter und seinen Teampartner einzuziehen. Sozusagen im heimatlichen Umfeld also mußte Ljubljana / Stuttgart aus der Eröffnenden Regierung heraus erklären, warum dieses Haus politischen Parteien erlauben würde, bindende Wahlversprechen zu machen, bei deren Brechung sofort Neuwahlen eingeleitet würden. Am Ende reichte unsere Leistung für das Jurorenpanel unter Ruth Faller knapp nicht, und das ESL-Finale gewann schließlich Oslo mit einem weiteren Exilberliner, Filip Bubenheimer.
Hoch her ging es im großen Finale, für das das nach argumentativem Arterienblut dürstende Publikum per johlendem Applaus die Motion "This house would lift the ban on child soldiers" ausgewählt hatte: Zwei Teams aus Cambridge, eins vom King's College London und eins von der Loyola-Marymount-Universität lieferten sich einen beeindruckenden, mit Fakten und Emotionen randvollen Schlagabtausch, bei dem unter anderem Emily Ravenscroft aus der Schließenden Opposition zur Begeisterung aller anwesenden Iren die Regierung daran erinnerte, dass "it falls to the Irish to teach the English about justice!" Sie gewann auch den Preis des besten Redners des Finales, doch der Turniersieg ging an das Cambridger Team in der Eröffnenden Opposition.
Nina Konvalinka (links) und Andreas Lazar |
Den Organisatoren wurde mit verdienten stehenden Ovationen gedankt, unser glücklich-zufälliges Team trennte sich mit Bedauern, und es ging wieder nach Hause, zum Erholen für die nächsten Herausforderungen in England, Deutschland und nach Weihnachten schließlich in Gaborone ...