Michael Saliba und Nils Haneklaus als Stuttgart A, Sven Hein und Andreas Lazar, der für den leider kurzfristig verhinderten Marc Pieper eingesprungen war, als Stuttgart B, und Lukas Becher als Juror waren vom 12. bis zum 17. Juli auf der Debattiereuropameisterschaft in Amsterdam, als Krönung und Abschluß des erfolgreichsten Jahres seit Bestehen unseres Vereins.
Am ersten Tag fand ein öffentlicher Vortrag in der schönen ehemaligen versteckten Kirche De Rode Hoed statt. Rod Rastan vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag berichtete Interessantes aus seiner täglichen Arbeit und vom vermeintlichen Gegensatz zwischen Frieden und Gerechtigkeit, im Anschluß stritten vier ehemalige Topdebattierer (Will Jones, Rob Honig, Isabelle Loewe und Yoni Cohen-Idov) in einer Showdebatte darum.
Am Dienstag und Mittwoch gab es jeweils vier Vorrunden, die die Organisatoren so effizient wie freundlich durchzogen. Unsere Teams kamen zu den interessanten Themen des ersten Tages, "THBT the EU should pursue new member states by removing all non-economic membership conditions, including political system and global location", "THBT schools should prioritise authority of the teacher over enjoyment of the pupil", "THW offer increased aid to developing world countries that encourage and accept large influxes of immigrants" und "THBT social disgust is a sufficient justification for censoring art" ein bißchen holprig, aber letztlich befriedigend ins Spiel und beendeten den Dienstag mit fünf (Stuttgart A) und sechs (Stuttgart B) Punkten, eine gute Ausgangsposition für den Sprung ins Viertelfinale.
Die Themen des Mittwochs waren nicht weniger herausfordernd: "THBT Bradley Manning should be pardoned if he is convicted of ‘communicating, transmitting and delivering national defence information to an unauthorised source’", "THW allow all women, and women only, to bear arms", "THW offer the Taliban power-sharing deals in exchance for acts of disarmament" und "THBT developing nations should distribute as a dividend to citizens all income derived from natural resource extraction". Während Nils und Michael jedoch die fünfte Runde gewinnen konnten, wurden Andreas und Sven unglücklich Letzte, da die Hauptjurorin ihres Raumes, Fiona Prowse, von ihren Nebenjuroren überstimmt wurde. So trudelte Stuttgart B in die Tiefen der Tabelle und geriet in die berüchtigte Abwärtsspirale. Stuttgart A aber konnte sich mit zwei zweiten Plätzen weiter gut behaupten und stand schließlich in einem Breakraum. Michael und Nils gaben aus der Eröffnenden Regierung alles, doch die anderen Teams bekamen die Debatte etwas besser zu fassen, und so verpaßten unsere Jungs den Einzug ins Viertelfinale hauchdünn. Sehr schade, da bereits ein dritter Platz gereicht hätte, und umso bedauerlicher, da zwischen dem dritten und vierten Platz nur ein Rednerpunkt Differenz bestand. Nach der ersten Enttäuschung konnten wir uns damit trösten, dass wir gute Chancen hatten und uns immer mehr dem Break bei den Euros und Worlds nähern.
Am Donnerstag, als wir unseren Freunden Sarah Jaglitz und Rafael Heinisch aus Greifswald im ESL-Viertel- und Halbfinale zujubelten, und am Freitag, als wir die Finals in der wunderschönen Westerkerk anschauten, die Ljubljana und King's Inns verdient gewannen, klärten sich die dunklen Wolken über unseren Köpfen. Nicht nur, weil die Debatten oft sehr inspirierend und lehrreich waren, weil Amsterdam so eine vielfältige und liebenswerte Stadt ist, und weil das Turnier so reibungslos und angenehm organisiert war, sondern auch, weil wir sehr stolz darauf sein können, was unser Club in nur einem Jahr erreicht hat: Nach unserem schwachen Abschneiden bei der letzten Euros in Newcastle sind wir nun Vize-Weltmeister (EFL), mehrfache nationale und internationale Finalisten, feste Breakkandidaten und nicht zuletzt eine tolle Truppe. Auf ein noch besseres 2010/2011!
Text: ACL