Sachertorte, Prunkbauten, Badehäuser und dazwischen Debatten: Zum ersten Mal machte der VDCH-Debattierzirkus außerhalb Deutschlands Halt, und auch wir waren mit einer sechsköpfigen Delegation bei der ZEIT DEBATTE Wien vom 5. - 7. März dabei. Andreas Lazar, Michael Saliba und Igor Gilitschenski starteten in dieser Reihenfolge als Team Stuttgart, während Turnierneuling Marc Pieper in einem gemischten Team mit zwei Rednern aus Mainz antrat. Florian Wilken und Michael Neumann-Graham jurierten.
Unser Team war bereits am Donnerstag angereist, um mehr Zeit als sonst zu haben, die Turnierstadt zu erkunden und gut erholt in die Debatten zu starten. So standen Igor, Michael und Andreas am Freitag früh auf, kauften zwar albern modellgleiche, aber wenigstens farblich verschiedene Badehosen (keine Bilder vorhanden) und fuhren durchs beeindruckend kaiserliche und königliche Wien zur Therme Oberlaa, um in Warmwasserbecken und Saunen (und auf einer coolen Wasserrutsche) zu entspannen und letzte strategische Details zu besprechen.
Am Nachmittag dann ging es los: "Sollen Nationalhymnen geschlechtsneutral formuliert werden?" Als Freie Redner erhielten Igor und Michael je gute 49 und Andreas etwas harte 44 Punkte, da er vor lauter Debattierenthusiasmus zu lebendig gewirkt habe ... Dennoch beschlossen wir den Abend in guter Laune bei leckerem Wiener Schnitzel, der erwähnten Sachertorte und lustigen Gesprächen mit unseren alten Freunden von der Heidelberger Rederei.
"Sollen Empfänger staatlicher Transferleistungen Arbeit für die Gesellschaft leisten müssen?" hieß es am nächsten Morgen aus der Regierung vertreten. Gegen Münster zeigten wir eine solide Leistung und erhielten 230 Punkte. Zum Thema "Soll Griechenland aus der Eurozone ausgeschlossen werden?" waren wir aus der Opposition heraus gegen München stark und erhielten 233 Punkte, was für den Break ins Viertelfinale auf dem fünften von acht Plätzen reichte. Zusätzlich breakte Florian verdient als Juror.
Nach kurzem Jubel mußten wir aus der Regierung zum Thema "Sollen Auslandsadoptionen verboten werden?" ausgerechnet gegen die Rederei antreten. Wir waren angespannt, taten uns mit dem Thema uncharakteristisch schwer, und die Debatte war hitzig und von viel Störung gekennzeichnet, so dass wir bibbernd auf das Ergebnis warteten, das nach dem Abendessen auf einem Donauschiff bekanntgegeben wurde: Wir hatten leider verloren. Doch wenigstens breakten Igor als Freier Redner und Florian als Juror ins Halbfinale.
So jubelten wir am nächsten Morgen mit einem lachenden und einem weinenden Auge Igor zu, der zum Thema "Soll der Bau von Minaretten verboten werden?" eine gute Rede hielt und für Stuttgarter Präsenz im zweiten ZEIT DEBATTEN-Halbfinale nacheinander sorgte (am Turnier in Stuttgart durften wir als Ausrichter nicht teilnehmen). Das Finale im Großen Festsaal der Universität Wien zum Thema "Soll jegliche Einschränkung der Redefreiheit aufgehoben werden?" fand ohne unsere Beteiligung statt und wurde verdient von Tübingen gewonnen, doch unsere immer häufigeren Breaks lassen uns hoffen, dass auch wir bald zu einem großen Publikum sprechen dürfen. Nächstes Mal versuchen wir es wieder!