14. Dezember 2009

Stuttgart ist Baden-Württembergischer Vizemeister, 12.-13.12.2009

Soll das deutsche Wahlrecht exklusiv statt allgemein sein? Sollen christliche Kirchen das Missionieren einstellen? Brauchen wir Nummernschilder für Polizisten? Ist der deutsche Journalismus noch zu retten? Und was haben Fußballspiele und Debattierturniere gemeinsam?


Fragen über Fragen, die die Vorrunden des Streitkulturcups bzw. der Baden-Württembergischen Meisterschaft, das Streitkulturcupfinale und den feucht- fröhlichen Abend bestimmten.
Am Samstag, 12.12.2009 reisten wir mit 3 Teams und einem Juror nach Tübingen an. Die Zusammenstellung der Teams ging diesmal ziemlich schnell und unproblematisch über die Bühne, mehr Zeit in Anspruch nahm hingegen die Findung der Teamnamen. Nach langen Diskussionen entschieden wir uns dafür, das Motiv „Stern“ als Grundlage zu wählen. Daraus entstanden dann die Teams Stuttgart Ereignishorizont (Kathrin Reinhold, Michael Saliba und Igor Gilitschenski), Stuttgart Supernova (Andreas Lazar, Isabel Spieth und Nils Haneklaus) und Stuttgart Raumkrümmung (Sarah John aus Tübingen, Steffen Eberle und Michael Neumann-Graham). Als Juror war Benjamin Weihs dabei, der, ebenso wie Michael N.-G., stolz sein erstes Turnier bestritt.

Die Vorrunden fanden im Brechtbau der Uni Tübingen statt. Nach abwechslungsreichen Debatten erwarteten wir voller Spannung die Verkündung des Streitkulturcup Finales, an dem alle anwesenden Teams teilnehmen konnten und das zugleich die Halbfinales der BaWü ankündigte (an der nur Teams aus Baden-Württemberg teilnehmen durften).
Das Finales des Streitkulturcups musste leider ohne Stuttgarter Beteiligung stattfinden und so erwarteten wir daumendrückend das Break der BaWü – und hatten allen Grund zum Jubeln! Das Team Stuttgart Ereignishorizont hatte es geschafft und stand im Halbfinale. Stuttgart Supernova erreichte leider als 5. der Baden-Württembergischen Teams den undankbaren Platz hinter dem Break (und somit verstand auch Isabel endlich mal das Gefühl wie es ist, um ein paar winzigkleine Pünktchen das Halbfinale zu verpassen). Dennoch gab es Grund zur Freude: Nils Haneklaus konnte als freier Redner ins Halbfinale breaken.




Nach der Breakverkündung machten wir uns also auf, um das Finale des Streitkulturcups zu verfolgen. Dort standen sich ein Team aus der Schweiz (mit unaussprechbarem Namen) und Die Motten und das Licht aus Bonn/Hamburg im medizinischen Hörsaal (definitiv nicht für Menschen mit Höhenangst geeignet...) gegenüber. Die Motten und das Licht konnten die Debatte für sich entscheiden und Lukas Haffert (aus der Schweiz) durfte die Auszeichnung des besten Finalredners entgegennehmen. Anschließend schleppten wir Schlafsäcke und Isomatten in die Mehrzweckhalle eines Tübinger Wohnheims, um von dort aus den Partykeller zu stürmen.

Viel Glühwein, kalte Pizza und eine Playlist, bei der für jeden was dabei war, ergaben eine laute und tanzintensive Party – und das, obwohl Tübingen am Sonntag die Auszeichnung als staubtrockene Tanzmuffel erhielt. Dank der Frauenquote bot sich dem Partyvolk ein ganz neues Bild: es gab plötzlich erstaunlich viele Frauen auf der Tanzfläche :)

In den frühen Morgenstunden begaben wir uns dann erschöpft in unseren Schlafraum, der mittlerweile einem Flüchtlingslager glich: Schlafsack an Schlafsack reihte sich aneinander, dazwischen einige Taschen und von allen Seiten ertönte lautes Schnarchen.

Viel zu früh kam der nächste Morgen und nachdem Michael S. mit einem Anruf (zwar sicherlicht unabsichtlich, aber dennoch erfolgreich) alle Schlafenden weckte, machten wir uns wieder auf den Weg in den Brechtbau, wo wir bereits von den Tübingern mit Kaffee und Brötchen erwartet wurden. Nachdem sich endlich alle Redner eingefunden hatten wurde schnell klar – es herrscht akuter Jurorenmangel. Kurzer Hand wurde Andreas Lazar als Juror der BaWü (und beim Finale als Präsident) verpflichtet und wechselte die Seiten.


Danach wurde es ernst für unser Stuttgarter Team. „Soll die elektronische Fußfessel eingeführt werden“ war das Thema, zu dem Stuttgart in der Opposition gegen das Team aus Karlruhe Stellung beziehen musste, während im anderen Halbfinalraum ein rein heidelbergisches Duell stattfand. Auch Nils Haneklaus sprach in der Debatte Stuttgart vs. Karlsruhe und somit konnten wir tatkräftig alle unsere Redner gleichzeitig unterstützen, waren also nicht gezwungen zwischen den Halbfinalräumen zu wählen.

Mit Erfolg! Das Team Stuttgart Ereignishorizont bezwang Karlsruhe und traf im Finale auf Die Heidelmännchen (Marcus Ewald, Jan Lüken und Louisa Meisel), das Siegerteam des anderen Halbfinales.

Das Finale fand im wunderschönen Kleinen Senat der Neuen Aula statt – genau der richtige Rahmen für die bevorstehende Debatte: „Sollen EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet sein, andere Mitgliedsstaaten bei Wirtschaftskrisen zu unterstützen?“


In einem spannenden Duell, in der die Redner Witz und Sachverstand bewiesen, unterlag Stuttgart Ereignishorizont dann leider den Heidelmännchen. Der knappe, aber absolut verdiente Sieg konnte auch endlich den Fluch brechen, der auf Jan Lüken lag, nämlich in Finals immer zu verlieren.

Und irgendwie ist der Sieg trotzdem in der Landeshauptstadt gelandet: Sowohl Marcus als auch Jan sind Mitglieder des Debattierclubs Stuttgart. Und Louisa bekehren wir hoffentlich auch noch…

Stuttgart ging aber nicht ganz leer aus: Igor Gilitschenski wurde Publikumsliebling und wir nennen uns mit Stolz Baden-Württembergischer Vizemeister 2009.






Der Heidelberger Sieg bedeutet auch, dass die nächste Baden-Württembergische Meisterschaft in Heidelberg stattfinden wird, denn der Sieg bring die Pflicht mit sich, der nächste Ausrichter zu sein.

Kurios: Kathrin Reinhold ist jetzt bereits zweifache Baden-Württembergische Vizemeisterin. Denn auch 2007 stand sie in Heidelberg im Finale, damals mit Andreas Lazar und Florian Wilken.

Wie heißt es so schön: aller guten Dinge sind drei. Vielleicht schafft es Stuttgart im kommenden Jahr die Baden-Württembergische Meisterschaft nach Hause zu holen, denn 2003 hat der Stuttgarter Vereinsgründer Thorsten Rogowski die Baden-Württembergische Meisterschaft ins Leben gerufen und seither war es uns leider noch nie vergönnt als amtierender Meister der nächste Gastgeber zu sein.

Die Saison 2009/2010 entpuppt sich damit bereits als sehr erfolgreich für den DCS. Erst das Halbfinale bei der ZEIT DEBATTE in Potsdam (mit Michael, Nils und Daniel), dann das Halbfinale in Paris (mit Andreas und Nils) und jetzt das Finale der BaWü. Da ist noch Luft nach oben und wir freuen uns bereits auf die nächsten Turniere!

Herzlichen Glückwunsch an Heidelberg. Ein ganz dickes DANKE nach Tübingen: Es war ein echt tolles Wochenende!!!

Ach ja: sowohl bei Fußballspielen als auch bei Debattierturnieren ist die Schlange vor der Männertoilette länger als vor der Frauentoilette. Und daran konnte nicht mal die Tübinger Frauenquote etwas ändern.


Autor: Isabel Spieth