V.l.: Daniel Markus, Nils Haneklaus und Michael Saliba im Potsdamer Halbfinale
Ein zweiter Debattiertermin am Dienstag, Showdebatten und Infostände, Vereinswochenenden und Extraübungen mit erfahrenen Trainern wie Marcus Ewald, Daniel Grotzky und Pauline Leopold, unser Rhetorik- und Argumentationskurs für Bachelor- und Masterstudenten, die Vorbereitungen für unser Turnier im Januar, der Einsatz unseres Vorstandes und nicht zuletzt das starke und vielfältige Engagement unserer neuen und alten Mitglieder: Unsere harte Arbeit zwischen den Weinbergen Stuttgarts beginnt erste rednerische Früchte zu tragen.
Unser Team Stuttgart Killesberg, bestehend aus Michael Saliba, Nils Haneklaus und Daniel Markus, erreichte das Halbfinale der ersten ZEIT DEBATTE 2009/2010 in Potsdam und mußte sich dort nur knapp Streitpunkt Leipzig geschlagen geben. Zusätzlich sammelte Jörn Dunemann, der mit zwei Mitgliedern der Rederei Heidelberg in einem Mixed-Team antrat, auf seinem ersten Turnier wertvolle Erfahrungen als Redner, und Andreas C. Lazar jurierte bis ins Viertelfinale und erreichte zusammen mit Florian Prischl aus Wien das Finale des ersten Debattierslams Deutschlands. Der 27. - 29. November 2009: Eines der schönsten und erfolgreichsten Turnierwochenenden seit Bestehen unseres Vereins - und hoffentlich nicht unser letztes Wort.
Dies alles wußten wir natürlich noch nicht, als wir am Freitag Nachmittag aus verschiedenen Richtungen anreisten. Andreas war dabei wohl am schnellsten, da seine Mitfahrgelegenheit, ein junger Hauptfeldwebel der Fallschirmjäger mit dreimaliger Afghanistanerfahrung und einem Audi A4 Diesel, so forsch die guten Straßen unserer Republik auskostete, dass er schon weit vor dem Abendessen in Babelsberg aufschlug. Nach Würstchen und Kartoffelsalat und einer dankenswerterweise recht kurzen Regeleinführung durch die Chefjuroren Gudrun Lux, Lea Weitekamp und Tim Richter gab es drei gleichzeitige Eichdebatten zum Thema, ob jegliche Überprüfung lebender Personen auf Stasi-Mitarbeit beendet werden soll, und als nach dem ausführlichen Feedback die meisten Teilnehmer eingetroffen waren, den Debattierslam.
Andreas und Florian Prischl nahmen sich vor, das manchmal müde Feld gehörig aufzumischen, wobei ihnen das Thema sehr entgegenkam: Soll es Aliens verboten werden, in Deutschland zu landen? In der Opposition zogen sie alle Registers ihres Fachwissens über gute und böse Außerirdische, Spock und Yoda, Technologietransfer und Parallelgesellschaften und plädierten mit viel Emotion dafür, unsere Arme für Besucher aus dem Kosmos zu öffnen. Mit 46 zeigten die Punktetafeln der Zuhörer den höchsten Wert der Vorrunde.
Im Finale dazu, ob Modeverbrechen optische Ruhestörung sind, mußten die beiden trotz reaktivierter Novellenkenntnisse aus dem Deutschunterricht ("Kleider machen Leute") leider Lukas Haffert und Torsten Rössing den Vorzug geben, aber wir nahmen unser gutes Abschneiden in diesem nicht ganz ernsten Wettbewerb als gutes Omen für das echte Turnier am nächsten Morgen.
Schon um kurz nach acht ging es mit dem Thema "Herdprämie" los. Andreas jurierte gemeinsam mit Miriam Hauft Mainz Anton gegen München A-Team, und unser Team schlug die Rederei Heidelberg aus der Opposition sehr überzeugend mit 238 Punkten. Danach konnten Michael, Nils und Daniel als freie Redner zum Thema einer "Flat Tax" gute 133 Punkte sammeln, während Andreas mit Andrea Gau Dresden gegen die Rederei jurierte. Nach dem Mittagessen bewertete Andreas mit Sarah Kempf und Stefan Kegel Ilmenau gegen Paderborn, während das Team in der Regierung gegen Bonn für "Kostenfreie Museen" stritt. Dann hieß es für den Break bangen, da das letzte Feedback (ohne Punkte) unseren Jungs bedeutet hatte, dass sie nur durchschnittlich gewesen wären ...
Am frühen Abend dann der erlösende Jubel: Stuttgart Killesberg zieht mit 574 Punkten als Fünfter (punktgleich mit Streitpunkt Leipzig) ins Viertelfinale ein! Die Freude wich jedoch schnell starker Konzentration, denn als Regierung gegen den Dritten des Tabs, Berlin Schwanenwerder mit Bastian Laubner, Patrick Ehmann und Dessislava Kirova zum Thema "Vorpommern ist Tuvalu! - Soll bedrohten Völkern entsiedeltes Land zur Verfügung gestellt werden?", hieß es so gut wie nur möglich sein, um ein Drama wie im Achtelfinale der Deutschen Meisterschaft 2007 in Bayreuth zu verhindern, als Andreas Lazar, Tolga Kacmaz und der damalige wie heutige Schlußredner Daniel Markus als Fünfzehnte des Tabs gegen den Zweiten, Berlin, in einer spektakulären Debatte zur Einstellung der Entwicklungshilfe extrem knapp mit 260 zu 263 Punkten ausgeschieden waren ...
Doch die Geschichte wiederholte sich nicht: Stuttgart schlug Berlin in einer mitreißenden Viertelfinalsdebatte mit fast unglaublichen 268 zu 263 Punkten, und unser grenzenloser Jubel erfüllte das "Palmenzelt" in Potsdam bis in die Nacht.
Andreas, der das Stuttgarter Viertelfinale leider nicht verfolgen konnte, da er gleichzeitig bei München Chuck Norris gegen Bochum präsidiert hatte, machte am nächsten Morgen im Hotel Mercure die Kamera für das Halbfinale gegen Leipzig mit Christoph Hirschfeld, Teresa Peters und Tom-Michael Hesse zum Thema, ob wir "Wieder mehr Freiraum an Universitäten" brauchen, bereit. Das Bild, das sich bot, war nach den großen Emotionen des vorigen Tages etwas gedämpfter, aber Michael, Nils und Daniel lieferten aus der Regierung dennoch sehr gute, bisweilen fast lyrische Redeleistungen.
Leider reichte es mit 219 zu 229 Punkten nicht mehr für einen weiteren Sieg, und so fand das Finale mit Göttingen gegen Leipzig zum Thema eines "Vaterlandsjahres" ohne uns statt. Doch die Saison hat eben erst begonnen, und wir werden noch viel Gelegenheit haben, das gute Turnierfeedback umzusetzen und zu zeigen, daß auch weiter mit uns zu rechnen ist ...
Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner aus Göttingen!
Vielen Dank an die Ausrichter aus Potsdam für das tolle Turnier!
Auf Wiedersehen in Stuttgart bei der nächsten ZEIT DEBATTE vom 22. - 24. Januar!
Autor: Andreas C. Lazar