8. April 2012

Paris Open 2012

Die Sainte-Chapelle im Hof des Palais de Justice in Paris
Paris im Frühjahr ist traumhaft! Die Bäume blühen, die Stadt erwacht aus ihrem Winterschlaf durch die Wärme der ersten sommerlicheren Tage ... Kein Wunder, dass die französische Hauptstadt an Ostern Millionen von Touristen anzieht.
Zwei davon waren Andreas Lazar und Sven M. Hein, gelockt allerdings nicht von dem Versprechen auf ein romantisches, sondern ein debattenreiches Wochenende. Verschiedene Pariser Universitäten hatten mal wieder ein "Paris Open" auf die Beine gestellt, und nachdem wir beide letztes Jahr im ESL-Finale ausgeschieden waren, wollten wir es dieses Jahr besser machen.

Auf getrennten Wegen kamen wir Freitag Nachmittag an der Universität Paris Télécom an und warteten darauf, dass Chefjurorin Anat Shapira das erste Thema verkündet. Mit etwas Verspätung fing das Turnier auch an, und wir starteten auf einem sehr guten zweiten Platz, geschlagen nur von einem muttersprachlichen Team. Nach einer erfolgreichen zweiten Debatte kam dann auch schon der Höhepunkt des Abends: Das "wine and cheese"-Buffet mit erlesenen französischen Käsespezialitäten und kostenlosem Rotwein. Wir versuchten eine Balance zu halten zwischen Rotweingenuss und Erhalt der Debattierfähigkeit am nächsten Morgen, was uns auch recht gut gelang ...
Weiter gingen die Feierlichkeiten in einer Bar in der Nähe, wo wir noch so lange blieben, bis der Wirt uns vor der Nase den Rolladen vor der Tür herunterfuhr - als untrügliches Zeichen, dass wir doch bitte gehen mögen. Vielleicht gar keine schlechte Idee in Anbetracht der Tatsache, dass am nächsten Tag noch mindestens drei Debatten zu bestehen und hoffentlich zu gewinnen waren.

Traditionell übernachten die Teilnehmer des Paris Open bei Studenten im angrenzenden Wohnheim, die eigentlich gar nichts mit dem Debattieren zu tun haben. Dies ist immer eine tolle Möglichkeit, Leute außerhalb der Debattierszene kennen zu lernen. Wir wurden von David aufgenommen, einem Studenten der Paris Télécom, dessen Mitbewohner passenderweise auch an der Uni Stuttgart studiert.

Am nächsten Tag schafften wir es tatsächlich, als erstes Team (und als 9. von 44 Teams insgesamt sowie als 19. (Andreas) und 23. (Sven) von 88 Rednern) ins ESL-Finale zu breaken. Würde es diesmal klappen? Würden wir es schaffen, den Siegerpokal nach Stuttgart zu holen?

Debattiert wurde, ob Integration ausschließlich auf Assimilation hin ausgerichtet sein soll. Wir waren Eröffnende Regierung und verteidigten unsere Position auch sehr gut. Am Ende verloren wir in einer Split Decision gegen die Schließende Opposition aus Rotterdam in den Niederlanden - leider hatten wir Integration und Assimilation nicht konservativ genug definiert.  Aber wenigstens ein Juror, Joe Roussos, sah uns auf der Nr. 1. So close ...

So wunderbar das Turnier auch angefangen hatte, das Ende war leider nicht so toll: Aufgrund der angestauten Verspätung konnten wir nur mit Problemen zur Schluss-Party kommen, wo die Sieger gekürt werden sollten. Nach sehr langem Anstehen in der Kälte kamen wir zwar in den Club, der sich auf einem Seine-Boot befand, aber auch lange Zeit später warteten noch Debattierer auf Einlass. Wir gingen dann irgendwann zurück zu unserem Gastgeber David, schliefen uns gut aus, und genossen noch den Tag danach in Paris. Hab ich's schon erwähnt? Paris im Frühjahr ist traumhaft!