17. Juni 2009

Deutsche Meisterschaft 2009 (DDM09) Mainz (11.06-14.06.2009)

Donnerstag, Tag 1

Endlich geht es los, die deutsche Debattiermeisterschaft beginnt. Das Mekka für Gläubige des gepflegten Streits ist dieses Jahr Mainz. Neben einem kurzen Anreiseweg hat dies den unglaublichen Vorteil, dass einer der besten Klubs Deutschlands mit Kaffeekochen, Kuchen backen oder kurz gesagt Turnierorganisation im Allgemeinen und nicht wie sonst das Finale unsicher macht, beschäftigt ist. Es gilt also die Faustregel, Mainz ist immer im Finale, außer wenn es das Turnier ausrichtet.

Die Chancen dem heiligen Gral des deutschen Debattierens, dem Finale der Deutschen Meisterschaft näher zu kommen, stehen also gut. Auf dem Hinweg werden dann voller Euphorie letzte Szenarien durchgespielt und Tipps des bis dato amtierenden deutschen Meisters Markus Ewald aufgesaugt. Das Hauptproblem scheint also zu sein einen konstanten Alkoholpegel zu halten, der einen ansprechend und ansprechbar halten soll.

Neben einem Rednerteam (Igor, Michael und Nils) ist der Debattierclub Stuttgart auch noch durch drei Juroren (Markus, Sven und Kerstin) vertreten. Für Igor ist es erst die zweite Turnierteilnahme überhaupt, für Nils’ die erste DDM und für Michael die zweite DDM.

Das Turnier beginnt mit der Regelerklärung und anschließender Eichdebatte, bei welcher der Jurierungsstil der unterschiedlichen Juroren angepasst werden soll.

Nach Eichung der Juroren und Entspannung für die Debattanten beginnt für 180 Teilnehmer die erste Vorrunde der deutschen Debattiermeisterschaft. Thema ist: Facebook oder StasiVZ? Soll der Zugang zu sozialen Netzwerken im Internet erst ab 18 Jahren gestattet werden?

Während andere Teams noch darüber streiten, ob Ausscheidungsdebatten ein geeignetes Mittel sind um Turnierplätze zu vergeben, gelingt es mit einem Paukenschlag die erste Vorrunde und das Derby gegen Tübingen zu entscheiden. Mit einem Ergebnis jenseits der 250 Punkte Grenze positioniert sich Stuttgart in der Spitzengruppe und sorgt für positive Aufmerksamkeit. Umso erfreulicher ist das, weil Chefjuror Christoph Bush und die späteren besten Nachwuchsjurorin Hien Do Thi Tam die Debatte juriert haben.

Beim anschließenden Poetry-Slam an der Mainzer Uni gibt es neben exzellenter Dichtkunst das gute Feedback einer spannenden und passionierten Debatte.


Freitag, Tag 2

Der Tag beginnt früh und ist von den Organisatoren großzügig gefüllt: vier Debatten gilt es möglichst gut zu absolvieren.

Nachdem geklärt wurde, ob wir eine Quote für Kindergärtner brauchen und ob der Emissionshandel nicht doch der Umwelt schade, zollt den Stuttgartern der heiße und stickige Sommer schließlich nach fünf Stunden debattieren und abwarten, Konzentration und Punkte ab.

Auch die letzte Debatte des Tages ist geprägt von der Zermürbung der vorherigen und lässt an vielerlei Stellen offen, ob Schusswaffen denn nun wirklich schlecht seien.

Am Abend wartet der Mainzer Debattierklub mit einer alle Sinne ansprechenden Weinprobe, inklusive Weinkönigin, auf und Debattierdeutschland bekommt erklärt, wie guter Wein denn zu schmecken habe. Eine sehr interessante Debatte, die ihren ganz besonderen Charme hat.


Samstag, Tag 3

Die letzte Vorrunde startet früh am morgen und steht in vielen Fällen noch unter dem Einfluss der Weinprobe. Auch Stuttgart hat Probleme zu begründen, warum der Staat keine Schulden mehr aufnehmen solle.

Die Zwischenergebnisse werden durch die schwache letzte Debatte höchst interessant und nach langem Warten wird klar, dass es sehr knapp werden würde.

Leider zu knapp, am Ende sind es acht von 1138 Punkten die fehlen. Da nur 16 Teams weiterkommen, scheidet Stuttgart als 18. von 45 Teams hauchdünn aus. Nachdem Stuttgart also über fünf Vorrunden hinweg sicher im Break war, hat es dann in der letzten Vorrunden nicht mehr gereicht. Anders gesagt, die ersten drei Vorrunden waren sehr gut und reichten, um ganz vorne in der Tabelle zu stehen, die letzten drei Vorrunden waren das leider nicht mehr. So ähnlich wie bei Hoffenheim also.

Nominiert für das Achtelfinale sind jedoch wegen ihrer hohen Punkte alle drei Redner. Nachdem bei Igor, der punktgleich mit zwei anderen Rednern ist, das Los darüber entscheidet, dass er leider nicht weiterkommt, bleibt es Michael (Platz 27) und Nils (Platz 51) vorbehalten Stuttgart im Achtelfinale zu vertreten. Außerdem ist Jurorin Kerstin weitergekommen, Glückwunsch!

Im Achtelfinale gibt es abermals ein knappes Ende für alle Stuttgarter. Nils und Michael können sich als freie Redner leider nicht in ihren Räumen behaupten.


Sonntag, Tag 4

Weil Igor, Michael und Markus Ihren Job als Debattant oder Juror nicht mehr nachkommen müssen, entscheiden sie sich noch in der Stunde der Ergebnisverkündung um den nächsten Titel zu kämpfen, dem „Last Team Standing at the bar Award". Ruhm und Ehre für das Team, das es schafft am längsten Spaß zu haben.

Hier zeigt sich dann auch eine weitere Stärke des Stuttgarter Debattierklubs, nämlich zu feiern bis zum Morgengrauen. Nur die Bayreuther können mithalten und weil sie sogar einen ihrer Teampartner um drei Uhr morgens (!) aus dem Bett holen, um ihr Team vollständig zu halten, schaffen sie es schließlich die Trophäe, nämlich eine Flasche Rum, am Ende einer sehr sehr kurzen Nacht zu ergattern.

Eine nicht unumstrittene Entscheidung, zu der Stuttgart noch folgende Erklärung abgibt: „Unsere Party ging noch in der Hotellobby weiter. Wir erwarten von Bayreuth, dass sie den Preis beim nächsten Turnier mitbringen, um ihn dann gemeinsam zu verköstigen!“

Müde, erschöpft und positiv erstaunt darüber, dass das Magdeburger Team einen Favoriten nach dem anderen aus dem Turnier redet, stehen sich am Ende Jena und Magdeburg im Finale gegenüber.

Nach einem aufreibenden Wortgefecht sind es am Ende die Magdeburger, die den Ostkrimi für sich entscheiden und verdient den Titel des deutschen Debattiermeisters 2009 tragen dürfen. Herzlichen Glückwunsch, ihr habt das verdient!

Was für uns bleibt ist eine nicht messbare Menge an Erfahrung. Wir danken allen, nicht nur unserem Leitwolf und Mentor Markus Ewald, sondern vor allem den Chefjuroren für ein exzellentes Turnier.

Ein weiterer Dank geht an den Mainzer Debattierklub, der dieses wunderbare Turnier ermöglicht hat, sowie an alle Debattantinnen und Debattanten mit denen wir uns nach Herzenslust streiten durften.



Nils, Michael